Resilienzbasierte Führung

Ein Gefühl von Sicherheit schaffen

Technologischer Fortschritt verändert unser Leben in beispiellosem Tempo. Dabei sticht ein entscheidender Faktor für erfolgreiche (Selbst-)Führung hervor: Resilienz. Doch wie lässt sich Resilienz und (Selbst-)Führung verbinden, auch in Organisationen? Ende Juni 2025 wurde ich von der International Coaching Federation eingeladen einen Vortrag über dieses Thema zu halten und teile gern Einblicke.

Wandel von Kompetenzen.

Das World Economic Forum hebt in seinem "Future of Jobs Survey" die als am wichtigsten erachteten Fähigkeiten für die Zukunft hervor. Während "KI und Big Data" eine wichtige Rolle spielen, werden "Resilienz, Flexibilität und Agilität" als Kernkompetenzen genannt, die bereits jetzt unerlässlich sind und in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen werden [1]. Das unterstreicht wie wertvoll es ist, Resilienz in uns selbst und in anderen zu fördern, während unsere Umwelt immer komplexer und schneller wird.

Die Rolle des Nervensystems

Um Resilienz zu unterstützen ist es hilfreich zu verstehen, wie unser Körper und Geist auf Stress und Veränderungen reagieren. Unser autonomes Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle für unser Sicherheitsgefühl und unsere Anpassungsfähigkeit. Es benötigt Kontext, Wahlmöglichkeiten und Verbindung, um sich sicher und reguliert zu fühlen. Zudem nimmt es unbewusst Informationen wahr und reagiert darauf – ein Prozess, der als Neurozeption [2] bezeichnet wird. Es reagiert dabei in einer Hierarchie von drei Zuständen.
  • Gefahr: Ein Zustand, der durch mobilisierte Aktion gekennzeichnet ist. Hier schalten wir in einen „Kampf-oder-Flucht“-Modus um, um uns auf Handlung oder Flucht vorzubereiten.
  • Sicherheit: Ein regulierter Zustand der „Homöostase“. In diesem Zustand fühlen wir uns sicher, sozial, engagiert und verbunden. Unsere „Sicherheitszone“ unterstützt uns in Zeiten des Wandels. Die Fähigkeit, emotionale Reaktionen auf Veränderungen (Angst, Furcht, Frustration) zu steuern, ermöglicht effektive Anpassungsprozesse und fördert die emotionale Regulation. Wenn wir uns nicht in einem Bedrohungszustand befinden, sind unsere Gedanken offener, was die innere Flexibilität fördert. Ein Gefühl der Sicherheit ermöglicht kollaborativere Interaktionen und stärkt das soziale Engagement.
  • Lebensbedrohlichkeit: Dieser Zustand beinhaltet Immobilität, Abschaltung oder Zusammenbruch. In unseren Sicherheitszonen zu sein, kann die soziale Interaktion in Zeiten des Wandels verbessern. Individuelle Sicherheitszonen spiegeln unser autonomes Nervensystem wider. Die Kraft der Selbstregulation [3] ist entscheidend für Resilienz und Führung und hat drei Schlüsselaspekte: Selbstbestimmung (Planung und Verhalten gemäß den eigenen Motiven und Werten), Selbstmotivation (Erzeugung positiven Affekts und der notwendigen Energie für Handlungen), Selbstberuhigung (Herunterregulierung negativer Affekte und Aufrechterhaltung des Selbstzugangs).

Praktiken zur (Selbst-)Führung

Resilienz, Flexibilität und Agilität sind also entscheidende Fähigkeiten, und Praktiken der Selbstführung können direkt ein Gefühl der Sicherheit in uns selbst und unseren Teams fördern. Hier sind einige Beispiele:

Dinge dich ich selbst machen kann

Dinge die ich mit anderen machen kann

- Jede Stunde eine Pause
- Mich selbst orientieren ("was sehe ich, was fühle ich, was höre ich?)
- Meetings nicht zur vollen Stunde starten
- Arbeitstage ohne Meetings
- Kalendereintrag um aufs eigene Wohlbefinden zu fokussieren
- Community of practice (z.B. Coaching)
- Sportangebote
- Inneres Reset ("Erdung", bewusst den Boden spüren, mit allen Sinnen wahrnehmen, was gerade ist)
- Über eigene Routinen sprechen
 
Letztendlich stellt sich die Frage für jede einzelne Person: Welche Schritte kann ich unternehmen, um Routinen oder eine Kultur zu schaffen, in der sich Menschen – einschließlich mir selbst – sicher und stabil fühlen und miteinander verbunden sind? Indem wir unser Nervensystem verstehen, Selbstregulation kultivieren und resilienzfördernde Praktiken anwenden, können wir uns selbst und andere effektiv durch die Zukunft führen.
 

Quellen

de_DEDeutsch